Presse

Gründer-Zeiten : Ruhe und Raum für die Kunst

Oberhausen, 21.06.2010, Géraldine Lakermann

DurchblickFrida Kahlo steht in Regal drei, Picasso links darunter – die kleine, feine Bücherwand in Anna Aßmanns Atelier „Artrion“ liest sich wie das Who is Who der modernen Kunst.Hochwertig solle sie sein, die Auswahl an Büchern, die die Künstlerin in ihrer neuen Kunstbuchhandlung feilbietet, so die Künstlerin. Doch auch kleine Geschenke, Kunst-Comics und Kinderbücher sind darin zu finden.

„Es geht ganz langsam los hier, so wie es mir entspricht“, sagt die Künstlerin, die im Vorderteil des Ladenlokals Stöckmannstraße 56 einen Kunstbuchhandel, in der Mitte eine Galerie und im hinteren Teil ihr Atelier mit Büro eingerichtet hat. Aßmann hat die Auswahl an Büchern bewusst klein gehalten, auch wenn man „auch jedes andere Buch bei mir bestellen kann“. Sie selbst werde von großer Fülle eher abgeschreckt.

Vor ein paar Jahren entdeckte die Oberhausenerin Worpswede und dort einen wunderbaren kleinen Buchladen, der sie zu ihrem eigenen Kunstbuchhandel inspiriert hat. „Die Buchhändlerin war eine alte Dame, die Leute kamen zum Quatschen, und trotzdem hatte sie ein hohes Niveau bei den Büchern“, erzählt die 51-Jährige. In dem niedersächsischen Ort mitten im Teufelsmoor richtete sie sich damals ein Atelier ein und pendelte lange dorthin. Was ihrer Familie weniger gefiel, als die Idee, sich in der Oberhausener Innenstadt niederzulassen.

Hier will Aßmann nun vor allen Dingen an ihren Bildern arbeiten, die natürlich auch käuflich erworben werden können. Seit zwei Jahren arbeitet sie seriell. „Durch die ständige Wiederholung verändert sich das Thema“, das ist es, was Aßmann fasziniert, das langsame Entwickeln. Auch wenn ihre Arbeiten abstrakt und informell sind – „ich bin etwas anachronistisch, vielleicht mehr ein Mensch aus dem 19. oder 20. Jahrhundert“. Ruhe, Stille, Raum – diese Vokabeln scheinen unabdingbar für ihre Arbeit. Und die Farbe: „Ich habe schon als Kind meinen Malkasten neu sortiert. Farbe ist mein stärkstes Ausdrucksmittel.“

Anne Aßmann will ihre Galerie auch für andere Künstler und Themen öffnen, zum Beispiel für Bücher und Kunst rund um das Ballett oder Theater. Sie hört, liest und sieht jeden Tag Kulturbeiträge, um sich auf dem Laufenden zu halten und kein interessantes Thema zu verpassen. In das Kaufmännische, das ein solches Geschäft mit sich bringt, „wachse ich jeden Tag rein.“ Wenn sich die erste Aufregung gelegt hat, „wird man mich hier auch im Overall sehen.“ Allerdings ist ihr Material geduldig genug fürs Geschäft, wie sie betont: „Ich arbeite viel mit Öl. Da kann ich den Pinsel auch mal eine Stunde aus der Hand legen.“

Anna Aßmann hat bis 2008 im sozialpädagogischen Bereich mit psychisch Kranken und geistig Behinderten gearbeitet. 2004 begann sie ein Kunststudium an einer freien Kunstakademie in Bochum, wo sie auch jetzt noch die Meisterklasse besucht. Ihr Geschäft „Artrion“, Stöckmannstraße 56, ist montags, dienstags, donnerstags und freitags von 11-18 Uhr geöffnet, am Samstag von 11 bis 14 Uhr.

Quelle: www.westline.de

 

Stadt-Land-Sichten

Oberhausen, 03.09.2009, Gudrun Mattern

Anna Aßmann stellt sich mit einer Bilder-Reihe als neues KIR-Mitglied vor. Vernissage am Samstagabend in der Galerie.banner

Ausstellung der Künstlerin Anna Assmann in der Galerie KIR in Oberhausen am Altmarkt am 03.09.2009.

Mit ihrer Ausstellung „Stadt-Land-Sichten” stellt sich Anna Aßmann als neues Mitglied Kunstinitiative Ruhr (KIR) vor. Das geschieht sehr persönlich, gestattet die Künstlerin – sie besucht die Meisterklasse am Institut für bildende Kunst und Kunsttherapie in Bochum – dem Betrachter der Bilder-Reihe doch einen Blick in ihre Seele.

Ruhe oder Hektik, die Stille einer ländlichen Idylle oder doch lieber der Lärm der Großstadt – was zieht mich mehr an? Wo fühle ich mich wohl, wo möchte ich sein? Die Bilder-Reihe ist eine Auseinandersetzung mit Fragen, die sich jemand stellt, der in der Mitte seines Lebens etwas Neues wagt.

Bei Anna Aßmann ist das Neue die Malerei. Die Stadt-Land-Sichten sind ihre gemalte persönliche Geschichte. Und so beginnt der Rundgang durch die Ausstellung in Seattle. Wir erblicken die Stadt von dem Hügel aus, auf dem Anna Aßmann 2005 mit ihrer Tochter stand, die sie dort nach einem Jahr der Trennung (Schüleraustausch) wieder sah. „Ein sehr emotionaler Moment”, sagt sie. Wer auf das Bild schaut, empfindet ihn nach. Die Stadt wirkt anziehend, impressionistisch ist sie dargestellt mit einer Vorliebe für die Strahlkraft der Farbe Türkis.

In ein Meer von Blau und Türkis hat sie „Stadtansicht II” getaucht. „Ich schwimme”, erklärt Anna Aßmann dieses Bild. Und beim dritten Bild der Reihe, „Kapitale”, ahnt man schon, wohin die Reise geht. Neue warme Töne bestimmen das Zusammenspiel von feinen Linien und Farbenpracht.

Sie wird die Stadt anzünden, jedoch nicht verbrennen lassen. Denn ihre „Brennende Stadt” wirkt nicht bedrohlich, eher majestätisch und unverwüstlich. Schließlich hat sich die Künstlerin auch fürs Stadtleben entschieden. Sie, die zwischen dem norddeutschen Künstlerdorf Worpswede und ihrer Heimatstadt pendelte, ist schließlich in Oberhausen geblieben. Während ihre Bilder „Landstadt” und besonders „Stadtansichten IX” sehr aufrührerisch, durch die Mischtechnik auch plastisch wirken, versöhnen sich auf dem Bild „Stadtansicht XII” Bauwerke und Natur.

Die Ausstellung wird am Samstag um 19 Uhr in der Galerie KIR, Stöckmannstraße 86 am Altmarkt eröffnet. Jonathan Atzeni, ein virtuoser Pianist, verleiht der Vernissage einen klingenden Akzent.